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Veterinäramt - 12 Fragen zum Antibiotikamissbrauch

21. 07. 2012   

Antibiotikamissbrauch in der Nutztierhaltung ist das Resultat der katastrophalen Haltungsbedingungen in der industriellen Massentierhaltung. Auf eine artgerechte Haltung unsere Mitgeschöpfe wird keine Rücksicht genommen. Einziges Ziel ist die Gewinnmaximierung.

Möglich ist dieses System nur, weil es willfähige Helfer gibt, die bei der Qualtierhaltung die Ziele der industriellen Tierhaltung kritiklos unterstützen oder wegschauen.

Zu diesen Unterstützern gehören sicherlich auch viele Amtstierärzte der Kontrollbehörden der Landkreise – sei es aus Bequemlichkeit, Konfliktscheu, Nähe zu industriellen Akteuren oder wegen des Drucks der Agrarindustrie-Lobby bzw. dessen Weitergabe durch viele vorgesetzte Landräte. Standesmäßig sind sie mit den behandelnden Tierärzten der industriellen Massentierhaltung in der Bundestierärztekammer verbunden. Viele kritische Tierärzte möchten diese Verbindungen gern kappen und brauchen dazu dringend mehr Unabhängigkeit in ihrer Arbeit.

Möglichst viele Tierhaltungsanlagen dienen der Joberhaltung in den Ämtern.

Es ist die Aufgabe der Amtstierärzte, jeden Mastdurchgang zweimal zu überprüfen. Einmal nach der Einstallung und einmal vor der Ausstallung. Es ist keinem logisch denkenden Menschen zu vermitteln, dass die Amtstierärzte in den vergangenen Jahren keine Informationen über den unverhältnismäßig hohen Einsatz von Antibiotika mitbekommen haben.

Mit ihrem Schweigen sind sie ihrer Aufgabe als Kontrollinstanz nicht nachgekommen.

Das Landesnetzwerk hat 12 einfache Fragen zum Antibiotikamißbrauch in Niedersachsen erstellt. Diese Fragen wurden den leitenden Amtsveterinären für die Tierhaltung von Nutztieren in den betroffenen Landkreisen über die Mitglieder des Landesnetzwerkes weitergereicht.

Die Fragen wurden sorgfältig erarbeitet und von einem ehemaligen Amtstierarzt überprüft und vervollständigt.

1.      Wir gehen davon aus, dass von den entsprechenden Amtstierärzten unter anderem auch die Medikamentengabe in den Mastställen überprüft werden. Wie kann es sein, dass missbräuchliche Medikamentengaben (hier speziell Antibiotika) offensichtlich nicht aufgefallen sind?

2.      Sehen Sie in der Anwendung von bis zu 8 verschiedenen Antibiotika pro Mastdurchgang einen Missbrauch von Antibiotika in der intensiven Geflügelmast?

3.      Mit welchen Diagnosen werden die viel zu kurzen Anwendungszeiten von Antibiotika begründet?

4.      Liegt der Verdacht nicht nahe, dass hier das Verbot von Antibiotika als Wachstumsförderer „elegant“ umgangen wird?

5.      Ist es tiergerecht, wenn Tiere in der Intensivtierhaltung nur mit massivem Antibiotikaeinsatz die Mastzeit überleben können?

6.      Ist es tiergerecht, wenn tausende gesunde Tiere mit Medikamenten vollgestopft werden, weil einige Tiere erkrankt sind, anstatt die Haltungsbedingungen zu verändern?

7.      Wer ist nach Ihrer Einschätzung verantwortlich für den falschen, subtherapeutischen und ausufernden Einsatz von Antibiotika in der Geflügelmast? Welche Schlussfolgerungen leiten Sie hieraus ab?

8.      Wie sehen die Veterinärämter ihre Verantwortlichkeit in diesem Zusammenhang?

9.      Wie lauten die Gründe, warum die ganz offensichtlich seit Jahren praktizierte missbräuchliche Anwendung von Antibiotika in der Geflügelmast bisher nicht (z. B. durch die Veterinärämter) öffentlich gemacht bzw. die Missstände nicht abgestellt wurden?

10. Trifft vor dem Hintergrund der NRW Untersuchung und der Ergebnisse der TiHo Hannover (Prof. Hartung) zur Tiergesundheit (u.a. Fußballen- und Brustblasenerkrankungen, Gliedmaßendeformationen) in Hähnchen- und Putenmastställen der Satz (1) des §1 der Berufsordnung für Tierärzte in Niedersachsen „(1) Die Tierärztinnen und Tierärzte sind die berufenen Schützer der Tiere.“ noch zu? Ist unsere Einschätzung falsch, dass der in der NRW Untersuchung festgestellte nicht ordnungsgemäße Gebrauch von Antibiotika ohne Mitwirkung von beteiligten Tierärzten gar nicht möglich ist?

11. Ist nach Ihrer Einschätzung von amtlicher Seite alles getan worden bzw. wird alles getan, um die Missstände zu verhindern?

12. Reichen die Kapazitäten der Veterinärämter für entsprechende Kontrollen überhaupt aus oder besteht hier Handlungsbedarf?

Hier die Antworten des leitenden Amtsveterinärs des Landkreises Oldenburg, Dr. Görner.

02. 10. 2012 - vom Veterinäramt

17. 09. 2012 - an das Veterinäramt

04. 09. 2012 - vom Veterinäramt

21. 07. 2012 - Anfrage an das Veterinäramt Landkreis Oldenburg