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Massive Tierschutz-Probleme bei Bauern-Chefs

Tierquälerei-Vorwürfe gegen Verbandsfunktionäre

NDR Panorama vom 22. 09. 2016

 

Teils sind die Augen auch stark vereitert.

 

Auch aus einem Putenstall haben die Aktivisten erschütternde Bilder mitgebracht.

 

Als Beleg für die Echtheit ihrer Bilder haben sie jeweils Tageszeitungen und GPS-Geräte mit der Ortsangabe gedreht.

Pressemitteilung Animal Rights Watch

Systematisches Tierleid in den Ställen Deutschlands wichtigster Agrarlobbyisten – ARD Panorama und Süddeutsche berichteten gestern 
Animal Rights Watch stellt Ihnen kostenlos weiteres unveröffentlichtes Foto- und Filmmaterial zur Verfügung.

Berlin, 23.09.2016: Tote Schweine, die tagelang im Stall verwesen, ein Schwein, das von Artgenossen lebendig aufgefressen wird, Puten mit handtellergroßen offenen Wunden, am Boden zerschmetterte Ferkel, Hühner mit eitertriefenden Kloaken – so sieht es in den Ställen 12 bedeutender deutscher Tierproduktionslobbyisten aus. „Das umfangreiche Videomaterial, das wir heute veröffentlichen, beweist, dass es sich bei den Tierhaltungs-Skandalen der letzten Jahre keineswegs um Einzelfälle handelt“, sagte Erasmus Müller von Animal Rights Watch (ARIWA) heute früh bei einer Pressekonferenz in Berlin. „Im Gegenteil: Die grausame Realität der deutschen Tierhaltung wird seit Jahren von namhaften Vertretern der Tierproduktionslobby aus rein wirtschaftlichem Eigeninteresse geleugnet und schöngeredet – unter anderem von den Funktionären, aus deren Ställen das heute zu sehende Material stammt.“ Die ARD-Sendung „Panorama“ strahlte gestern vorab bereits einen kleinen Teil der Aufnahmen aus.

Seit Juni 2014 haben Tierschutz-Filmteams in der bisher umfangreichsten deutschen Langzeitrecherche nachts heimlich – teilweise mehrmals innerhalb eines Jahres – in 12 Schweine-, Puten- und Hühneranlagen gefilmt. Das Brisante: Hochkarätige Lobbyvertreter der Agrarindustrie zeichnen für den Betrieb der Anlagen und den Zustand der Tiere verantwortlich: 
 

•           Philip Freiherr von dem Bussche: Aufsichtsratsvorsitzender Deutsche   Landwirtschaftsgesellschaft  (DLG, ehemals DLG-Präsident)

•           Heinrich Dierkes: Vorsitzender Interessengemeinschaft der Deutschen Schweinehalter (ISN)

•           Leo Graf von Drechsel: Präsident des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG)

•           Helmut Gumpert: Präsident Bauernverband Thüringen 

•           Paul Hegemann: Vorsitzender des Zentralverbands der Deutschen Schweineproduktion (ZDS)

•           Werner Hilse: Vizepräsident Deutscher Bauernverband, Präsident Bauernverband Niedersachsen 

•           Harald Isermeyer: Aufsichtsrat DLG

•           Wolfgang Nehring : u.a. Vorsitzender Land- und Forstwirtschaftlicher Arbeitgeberverband Sachsen-Anhalt e.V.

•           Johannes Röring: MdB (CDU) und Funktionär im Bauernverband (DBV)

•           Philipp Schulze Esking: Vorstand Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG), Vorstand ISN

•           Eberhard Stahr: Vizepräsident Bauernverband Sachsen-Anhalt

•           Thomas Storck: u.a. Vizepräsident des ZDG

„Das Bildmaterial bildet das gesamte Spektrum der Zustände in der deutschen Tierhaltung ab, wie alle mit der Branche Beschäftigten es schon lange kennen“, sagte Dr. Friederike Schmitz von 
agrarlobby.de auf der Pressekonferenz. „Von legalen Haltungsbedingungen, in denen gesetzeskonform gelitten wird, bis hin zu den üblichen tierschutzrechtlichen Verstößen, darunter auch eindeutigen Straftaten: Wenn führende Vertreter einer Branche ihre Tiere so halten, sagt das sehr viel über den generellen Zustand in Deutschlands Ställen aus“, so Schmitz.

„In der Vergangenheit redeten Vertreter von Landwirtschaftsverbänden wie dem Deutschen Bauernverband oder dem Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft immer wieder von Einzelfällen und schwarzen Schafen, wenn neue Missstände an die Öffentlichkeit gelangten“, führte Erasmus Müller aus. „Mit dem neuen Bildmaterial dürften sie in Erklärungsnot geraten.“ 

Kranke, zu tausenden in enge Ställe eingesperrte Tiere, immenser Gestank, zugekotete Böden, monatelange Monotonie, Qualzucht auf unnatürlichen Fleischansatz, hohe Lege- und Milchleistung, keine Möglichkeit zur Ausbildung funktionierender Sozialbeziehungen und artgemäßer Verhaltensweisen, Trennung von Mutter und Kind teils direkt nach der Geburt und ein brutaler Tod nach einem äußerst kurzen Leben – so sieht die moderne Tierhaltung aus. „Ich frage mich, wie Menschen, die dieses flächendeckende Leid verursachen und schönreden, überhaupt noch gut schlafen können“, so Dr. Friederike Schmitz. „Mich und viele andere Menschen lassen solche Bilder seit Jahren nicht mehr los. Und wegschauen, wie es heute immer noch die Regel ist, ändert logischerweise überhaupt nichts.“

Dabei ist das System keineswegs alternativlos. Landwirt/innen können ihr Geld mit der Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen pflanzlichen Lebensmitteln verdienen. Die Politik kann Tierhaltungssubventionen stoppen und den bio-veganen Landbau fördern. Und wir alle können uns lecker und gesund rein pflanzlich ernähren. „So können wir gemeinsam an einer Gesellschaft arbeiten, die unseren heutigen moralischen Werten entspricht“, bekräftigte Erasmus Müller. „Und dem verständlichen Wunsch der Bäuerinnen und Bauern nachkommen, nicht stets aufs Neue Buhmänner der Nation zu sein, sondern die Anerkennung zu bekommen, die sie für unser aller Ernährung eigentlich verdienen.“

Bitte kontaktieren Sie uns bei Interesse an Video-Material:

Sandra Franz, Tel.: 01577-6633353, E-Mail: presse@ariwa.org


Weitere Informationen zu den Lobbyvertretern, Verbänden und Zitate der Lobbyvertreter zum Thema finden Sie unter folgendem Link:
www.ariwa.org/download/print/zusatzinfos-agrarlobby.zip