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Der niedersächsische Bauernverband versucht Druck auf die Kirchen auszuüben!

08. 11. 2012

Ein wirklich unglaublichen Vorgang: Der niedersächsische Landvolk-Landesbauernverband fordert seine Mitglieder auf, missliebige Äußerungen der Pastoren zur Agrarindustrie bei ihren Erntedank-Predigten an das Landvolk zu melden, das diese dann an den Landesbischof weiterleiten will.

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Es ist doch genau Aufgabe der Kirchen, auf die Misshandlungen unserer Mitgeschöpfe in der industriellen Massentierhaltung hinzuweisen. Es ist Aufgabe der Kirchen, sich für die Erhaltung von Natur und Umwelt einzusetzen und es ist weiterhin Aufgabe der Kirchen, aus ihren unabhängigen Positionen heraus, den Finger auf die Verursacher dieser Katastrophen zu richten und klar auszusprechen, was falsch läuft.

Die Sammlung von Beschwerden über Pastoren und deren Weiterleitung an die Kirchenspitze erinnern viele Menschen eher an Denunziation und Einschüchterungsmethoden einer längst abgelaufenen Zeit und der darin verbliebenen Ewiggestrigen.

Die Vertreter der Landwirtschaft machen gerade einmal drei Prozent der Bevölkerung aus. Mit diesen unanständigen Einschüchterungsversuchen versuchen sie die Aufklärung durch die Kirchen über die Fehlentwicklungen in der industriellen Landwirtschaft zu verhindern. Die Ergebnisse solcher Methoden können nur ins Leere laufen.

Druck und Einschüchterungsversuche haben System. Hier ein paar Beispiele  zur Erinnerung:

Bei den Landtagswahlen zum Oldenburgischen Landtag im Mai 1932 erhielt die NSDAP mit 48,5 % die absolute Mehrheit der Sitze. Mit Hilfe des Landvolkes wurde Carl Röver zum Ministerpräsidenten einer nationalsozialitischen Regierung gewählt. In Deutschland bis zum diesem Zeitpunkt einmalig und der Beginn von unsäglichem Leid in der Welt.

Daraus nichts gelernt, durchziehen weitere Erpressungsversuche durch Agrar-Funktionäre die Welt der eigentlich unschuldigen Bauernschaft.

Noch 1967 drohte der damalige Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Edmund Rehwinkel. Sollten ein Teil der Subventionen gestrichen werden, würden die Bauern bei den nächsten Wahlen die NPD wählen.

Der Chef der Niedersächsischen Geflügelwirtschaft, Wilhelm Hoffrogge, fordert für Legehennen weitere Käfigqualen über Jahrzehnte hinaus. Hier sollen Tiere entgegen den Regeln des Tierschutzgesetzes aus wirtschaftlichen Gründen weiterhin nicht artgerecht gehalten werden. Der Bundesrat hat am 2. März 2012 dem Kleingruppenkompromiss mit einer Beendigung der Käfighaltung bis zum Jahr 2025, einschließlich einer Übergangsfrist von zwei Jahren, zugestimmt. Dieser Termin ist Wilhelm Hoffrogge zu kurz, obwohl alle installierten Käfige bis zu diesem Zeitpunkt längst steuerlich abgeschrieben sind und so der Bestandsschutz keine Grundlage mehr hat. Wilhelm Hoffrogge droht in einem Beitrag des NDR dem Land Niedersachsen mit einer Schadenersatzklage über 50 Millionen Euro.

Von seitens der Kirche, von Pastoren oder von Synodalen sind folgende Kritiken und Positionen zur Nutztierhaltung bekannt: 

„Sie haben alle einen Odem (Atem), und der Mensch hat nichts voraus vor dem Vieh“ (Prediger 3,10).

Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln...“ (23. Psalm)

“Der Gerechte erbarmt sich seines Viehs, aber das Herz des Frevlers ist unbarmherzig“ (Sprüche 12,10).

“Die Tierhaltung und Lebensmittelproduktion in zu großen Einheiten bzw. industriellen Formen reduziert die Mittel des täglichen Lebens zu Produkten und fördert eine Anonymisierung und damit einen Kenntnis- und Werteverlust bei den Einzelnen, die beiden Geschöpfen schaden wird“ (Positionspapier der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers)

“An den genannten Maßstäben und Standards gemessen, muss bezweifelt werden, dass man in Großeinheiten und Großschlachtanlagen, wie sie heute bestehen oder geplant werden, dem Tierwohl und den sozialen und umweltethischen Anforderungen gerecht werden kann. Darum sollten die bestehende Anlagen gründlich überprüft und neue Anlagen nur dann genehmigt werden, wenn sie den genannten Maßstäben und Standards uneingeschränkt Rechnung tragen. Zu vermeiden ist ein nationale und internationale (Land)wirtschaftspolitik, die zwangsläufig von industrieller Technologie und Philosophie bestimmte Großhaltungen zur Folge hat. Technologie muss generell wieder „dienende“ Funktion übernehmen. Es ist ein Wandel notwendig, der zielgerichtet und unverzüglich zu Formen der Tierhaltung und Tiernutzung im Sinne von Tierwohl, Menschengesundheit und Nachhaltigkeit führt." (Positionspapier der Evangelisch-Lutherischen Kirche Hannovers)

"Nötig ist ein profiliertes Leitbild, das landwirtschaftliche Unternehmen von agroindustriellen (Tier-)Fabriken unterscheidet, ohne dabei in romantisierende Vorstellungen aus Teilen der Gesellschaft von „bäuerlich“ zu geraten.“ (Positionspapier Evangelisch-Lutherische Kirche Hannovers)

Insbesondere der Teil der "Landwirtschaft", der mit der industriellen Tierhaltung hohe Gewinne einfährt, besteht aus einem gut gepflegten Netzwerk, u. a. auch zur Politik und zur Presse. Zum Ring der industriellen Tierhaltung gehören Betreiber von Tierhaltungsanlagen, Betreiber von Schlachthöfen, Futtermittelhersteller, Hersteller von Tierarzneimittel und auch die jobabhängigen Tierärzte und Amtsveterinäre. Sie sind alle voneinander abhängig und teilweise sogar finanziell miteinander verflochten. In diesem Geschäft stören die Kirchen mit ihren kritischen Bemerkungen. Es wird mit harten Bandagen gekämpft.

21. 11. 2012 - NDR - Totes Kaninchen als Drohung gegen Kirchen

21. 11. 2012 - NWZ - Unbekannte bedrohen Prälat

Zur Agro-Gentechnik, ein weiterer Bereich zum umweltverachtenden Geldverdienen einzelner Industrieunternehmen mit Hilfe der Agro-Lobbyisten, zeigen Teile der Kirchen ebenfalls klare Positionen

Weitere Informationen:

11. 12. 2012 - NWZ - Landvolk entschuldigt sich bei Pastoren

20. 11. 2012 - Entschuldigung Landvolk

“...wir fühlen uns ja so mißverstanden...”
“...wir werden immer in ein falsches Licht gerückt...”
“...schließlich sind wir doch die Guten, bei Enten, Hähnchen, Puten...”

12 - 2012 - Unabhängige Bauernstimme - Sachsens Synode gegen Agrarindustrie

01. 12. 2012 - NWZ - Leserbrief

16. 11. 2012 - Hannoversche Pfarrverein Pastor Andreas Dreyer - Offener Brief zum Erntedank

15. 11. 2012 - General Anzeiger - Landvolk: Mitglieder sollten Pastoren verpfeifen

13. 11. 2012 - NWZ - Landwirte verärgert über Kritik aus der Kirche

12. 11. 2012 - HAZ - Erntedank mit bösen Folgen

14. 09. 2012 - Ev. luth. Landeskirche Hannovers - Tacheles - Kritik an Mastanlagen

19. 03. 2012 - NWZ - Wie ein Pfarrer den Tierschutz erfand

26. 02. 2012 - Predigt Landesbischoff Ralf Meister in Wietze

27. 02. 2012 - evlka - Kreuzzug der Schöpfung in Wietze

2012 - KDL - Landwirtschaft HEUTE

11. 12. 2011 - KLB Positionspapier - Ethik in der Tierhaltung

13. 05. 2011 - Landessynode - Nutztierhaltung

20. 04. 2011 - Landessynode - Bericht Nr. 86

März 2003 - DBK - Neuorientierung für eine nachhaltige Landwirtschaft

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