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MRSA-Killerkeime

Die ZEIT, ZEIT ONLINE, die Funke-Mediengruppe und das Rechercheteam CORRECT!V haben sich an ein Thema gewagt, das vorher schon die Proteste von Teilen der industriellen Tierhaltung erahnen lies.

Jedes Jahr sterben laut Gesundheitsministerium 7500 bis 15.000 Menschen an Infektionen, die durch multiresistente Keime hervorgerufen wurden. Viermal mehr als die Anzahl der jährlichen Verkehrstoten. Das allein wäre schon eine Schreckensbotschaft, denn das sind fast so viele Opfer wie alle Alkohol- und Drogentoten eines Jahres zusammengenommen. Doch die wahre Zahl dürfte deutlich höher liegen.

Die Autoren haben durch das „Statistische Bundesamt“ die Abrechnungsdaten aller deutschen Krankenhäuser auswerten lassen. Aus dieser Sonderauswertung geht hervor, dass Ärzte bei Kliniktoten jedes Jahr mehr als 30.000 Mal die Behandlung oder Diagnose eines der drei meistverbreiteten resistenten Keime MRSA, ESBL oder VRE abrechneten.

Für Experten wie Bernd Beyrle, Sachverständiger bei der Techniker Krankenkasse (TK), steht jedoch fest, dass selbst diese Zahl viel zu niedrig ist. Beyrle leitet bei der TK den Fachbereich stationäre Versorgung: »Nicht jede Infektion ist für die Abrechnung relevant. Wir gehen deshalb davon aus, dass wir hier überhaupt nur ein Drittel der tatsächlichen Infektionen erkennen können.«

Beeindruckend schildert Dr. Meyer auf der Webseite der Initiative „Ärzte gegen Massentierhaltung“ seinen Kampf um das Überleben einer älteren Frau und das Versagen aller bekannten Antibiotika.

Aber nicht nur der Tod ist als Ergebnis der resistenten Keime zu sehen, sondern auch die begleitenden Erkrankungen.

Der Anteil der MRE aus der Landwirtschaft beträgt in den Regionen mit einer hohen Viehdichte bis zu 30 Prozent. Im WDR-Bericht „Tatort Tierstall“ erklärte der Mikrobiologe Frank Kipp von der Universitätsklinik Münster: "Wir sind besonders betroffen, wir haben beispielsweise durch diese tierassoziierten MRSA, die deutschlandweit bei ein bis zwei aller MRSA liegen, liegen wir hier bei unseren Patienten am Universitätsklinikum bei 30 Prozent."

Nach einer Untersuchung von PeTA befanden sich in 65% aller untersuchten Fleischproben multiresistente Keime. Dr. Fein weist auf den Vorträgen bei der Präsentation seiner Analyse "Gesundheitsgefährdung durch Hähnchenmastanlagen der Intensivtierhaltung" darauf hin, dass bei der Zubereitung von Geflügel Einmal-Handschuhe verwendet werden sollen. Diese müssen nach Beendigung der Zubereitung als Sondermüll entsorgt werden. Alle Messer, Schneidbretter u. ä. müssen ausgekocht werden. Das BfR empfiehlt ähnliche Maßnahmen.

Vegetarier und Veganer sollten sich aber nicht sicher sein. Auch Getreide und Gemüse können über den Weg der Gülle mit resistenten Keimen kontaminiert sein. Dieses geht aus einer Pressemitteilung des Julius Kühn-Instituts hervor.

Spaziergänger und Fahrradfahrer sollten Tierhaltungsanlagen im Umkreis von 1000 Meter unbedingt meiden oder einen Mundschutz tragen und die Bekleidung anschließend sorgfältig reinigen. Auch darüber hinaus erhöht sich die Grundlast der mit gefährlichen Schadstoffen belasteten Feinstäube in weitreichenden Regionen mit hoher Tierdichte. Die Aerosole lösen sich leider nicht einfach in Luft auf.

Woher kommen die Resistenzen aus den Tierhaltungsanlagen? Antibiotika darf nur an kranke Tiere abgegeben werden. Wenn die Tierhalter der intensiven Massentierhaltung jährlich rund 1500 Tonnen Antibiotika an ihre Tiere verfüttern, ist es offensichtlich, dass etwas am System und an den Haltebedingungen nicht stimmt. Entweder sind massenhaft die Tiere erkrankt oder es wird Antibiotika an gesunde Tiere ausgegeben. Aber immer ist es Wachstums- oder Gesundheitsdoping!

Ohne willige Tierärzte und Amtsveterinäre wären diese Gesetzesverstöße nicht möglich.

Medienberichte

11. 12. 2014 - Die Zeit - Die Schlachtordnung

09. 12. 2014 - Weser-Kurier - Interview Dr. Meyer - Wachsende Gefahr aus dem Stall

09. 12. 2014 - ZDF Frontal 21 - Video - Antibiotika in der Putenmast

03. 12. 2014 - WDR - Bericht aus Brüssel - Video - Immer mehr Bakterien sind gegen Antibiotika resistent

27. 11. 2014 - ZeitOnline - Tiermedizin - Dauernd Stoff vom Arzt

26. 11. 2014 - Die Welt - Wer Pute ißt, bekommt oft Antibiotika

24. 11. 2014 - NWZ - Interview mit Prälat Kossens

22. 11. 2014 - ZeitOnline - Data Blog - Keim bleibt geheim

21. 11. 2014 - Berliner Zeitung - Zuchtprogramm für Keime

21. 11. 2014 - ZeitOnline - Kann man trotz MRSA noch Fleisch essen?

21. 11. 2014 - NWZ - Tödliche Erreger alarmieren Experten

20. 11. 2014 - NWZ - Immer mehr Tote durch Keime

20. 11. 2014 - NWZ - Der hohe Preis des Billigfleisches

20. 11. 2014 - Die Zeit - Die Rache aus dem Tierstall

18. 11. 2014 - Bundesinstitut für Risikobewertung - Fragen und Antworten zu MRSA

01. 08. 2014 - NDR Info - Immer mehr Problem-Antibiotika bei Tieren

01. 08. 2014 - NDR Info - Audio MP3 - Immer mehr Problem-Antibiotika bei Tieren

08. 05. 2014 - WDR - Multiresistente Keime - Tatort Tierstall

22. 02. 2014 - NOZ - Kampf gegen MRSA

11. 11. 2013 - Spiegel - Schweinerei im Saustall

13. 09. 2012 - BUND und Ökologischer Ärztebund - Offener Brief an die Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner und an den Gesundheitsminister Daniel Bahr

08. 11. 2011 - KoppOnline -  H1N1 Todesfälle bei Kindern sind auf MRSA zurückzuführen

28. 10. 2011 - Frankfurter Rundschau - Antibiotika im Hähnchenfleisch

03. 06. 2011 - Ärzteblatt - Neuer MRSA-Typ infiziert Kühe und Menschen

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