Dubiose Genehmigungspraxis im
Landkreis Oldenburg!
Jetzt erst recht?
Ganz ohne Not erteilt der Landkreis Oldenburg aus einem laufenden Verfahren heraus die Baugenehmigung für den fragwürdigen Maststall. Was steckt dahinter?
Und dubios geht es im Oktober 2018 weiter. -> Siehe Medienberichte unten.
Setzt der Landkreis Oldenburg dass FFH-Recht außer Kraft?
Ein weiteres Mal soll offenbar ein gewerblicher Hähnchenmaststall zu Lasten der Anwohner und der Umwelt durchgeboxt werden. Um eine Beteiligung von Anwohnern und Umweltverbänden zu umgehen, wurde die Tierzahl herunter und die Tiermasse heraufgesetzt.
Konkret: Statt 39.990 Hähnchen in Kurzmast ( bis 1,5 kg) sollen nun 29.745 Hähnchen in Schwermast (bis 2,25 kg) gemästet werden. Folge: Höhere Stickstoff- und Geruchsbelastungen als vorher! Weniger große Tiere ergeben hier rein zufällig den gleichen Stall, wie er dereinst bei 39.990 kleineren Tieren geplant war. Angenehmer Nebeneffekt für den Antragsteller: Umweltverbände und Anwohner müssen bei Verfahren unter 30.000 Tieren nicht beteiligt werden.
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Hier wird es wieder ganz deutlich: Profit zu Lasten der Umwelt! Statt 39.990 Hähnchen bis 1,5 kg jetzt 29.745 Hähnchen bis 2,25 kg und daher mehr Stickstoff ,mehr Keime und mehr Geruchsbelastungen für die Umwelt § 1 des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImSchG): Zweck dieses Gesetzes ist es, Menschen, Tiere und Pflanzen, den Boden, das Wasser, die Atmosphäre sowie Kultur- und sonstige Sachgüter vor schädlichen Umwelteinwirkungen zu schützen und dem Entstehen schädlicher Umwelteinwirkungen vorzubeugen. |
Außerdem scheint es, dass die Landkreisverwaltung nun gemeinsam mit der Landwirtschaftskammer eine eigene Interpretation des FFH-Rechts umsetzen und damit die Genehmigungsvoraussetzung für den gewerblichen Maststall schaffen will, ohne eine gerichtliche Überprüfung fürchten zu müssen: Denn wer nicht beteiligt wird, kann auch nicht klagen!
Nachdem bereits in jüngster Vergangenheit unter anderem wegen mangelhafter Prüfung der oftmals fehlerhaften Immissionsgutachten Kritik an der Genehmigungspraxis des Landkreises laut wurde, schickt sich die Verwaltung nun an, dass FFH-Recht außer Kraft zu setzen.
Bei dem konkreten Fall in Amelhausen, Gemeinde Großenkneten, vertritt die Landkreisverwaltung die Auffassung, dass das gewerbliche Vorhaben priviligiert ist und die immissionsrechtlichen Vorgaben einhält.
Dabei liegt das Plangebiet in Hauptwindrichtung zu einem bereits stark mit stickstoffeinträgen überdüngten Flora-Fauna Habitat (FFH). Diese Schutzgebiete unterliegen einem gesetzlich verankerten Verschlechterungsverbot. Ein FFH Gebiet, dass seltene, stickstoffempfindliche Vegetation beherbergt, ist daher vor zusätzlichen Stickstoffeinträgen aus der Luft zu schützen.
Laut aktueller Rechtsprechung darf ein Vorhaben dennoch max. 3 % der für das Gebiet maximal verträglichen Stickstoffbelastung (Critical Load, kurz CL) zusätzlich in das Schutzgebiet einbringen. Beispiel: Die kritische Stickstoff-Schwelle (also der Critical Load) für eine streng geschützte Vegetationsart liegt bei 10 kg pro Hektar, ist aber bereits weit überschritten (Poggenpohlsmoor: ca. 30 kg pro Hektar!). Ein geplantes Vorhaben darf dann 3% des CL, also weitere 300 Gramm Stickstoff eintragen.
Aber: Gestützt durch aktuelle Gerichtsurteile weisen einschlägige Kommentierungen zum Naturschutz darauf hin, dass gleichartige Belastungen aus anderen Quellen zu berücksichtigen sind!
Stickstoffeinträge aus bereits vorhandenen Tierhaltungsanlagen müssen also hinzugezählt werden.
Trotzdem vertreten die Landwirtschaftskammer (im Auftrag des Antragstellers!) und der Landkreis die Auffassung, dass jedem einzelnen Vorhaben eine Irrelevanzschwelle zuzugestehen ist. Die logische Konsequenz: Jedes Vorhaben für sich hält die Schwelle ein, aber die
Summe und damit die Belastung auf das FFH-Gebiet wächst mit jedem weiteren Stall!
Hinzukommt, dass durch die Antragsänderung auf unter 30.000 Plätze das Verfahren nun nach Baurecht geführt wird, d.h. ohne Beteiligung der Umweltverbände.
Es steht also zu befürchten, dass die Genehmigung der ungefilterten Hähnchenmastanlage unmittelbar bevorsteht - Und es wird nicht die letzte sein, denn es liegen zahlreiche weitere Anträge vor; einer laschen Genehmigungspraxis sei Dank!
Hähnchenmastanlage Bauort: Amelhauser Str. 54, 26197 Großenkneten
Weitere Einzelheiten zu dem Genehmigungsverfahren in Amelhausen hier:
http://www.buendnis-mut.de/amelhausen.html
Medienberichte
03. 10. 2018 - Weser - Kurier - Nachbar klagt erfolgreich gegen Hühnermaststall
30. 09. 2018 - ZDF - Filmbeitrag - Landlust oder Landfrust
13. 09. 2018 - Kreiszeitung - Bauaufschub für bestehenden Stall
14. 09. 2018 - NWZ - Etappensieg für Hähnchenmastgegner
14. 09. 2018 - taz - Vorerst einer weniger
11. 11. 2014 - Report München - Bürgerproteste gegen Tierhaltungsanlagen
26. 09. 2014 - NWZ - Behrens schüttelt Kopf über CDU-Stellungnahme
24. 09. 2014 - Kreiszeitung - BSH schließt sich der Klage an
24. 09. 2014 - NWZ - BSH schließt sich der Musterklage gegen Stallbau an
23. 09. 2014 - Kreiszeitung - Leserbrief - Einer Volkspartei nicht würdig
21. 09. 2014 - Sonntagszeitung - Rechtswidrig genehmigt
20. 09. 2014 - Kreiszeitung - CDU - Grüne treten auf die Bremse
17. 09. 2014 - NWZ - Bündnis MUT strebt jetzt Musterklage an
16. 09. 2014 - Kreiszeitung - MUT klagt gegen Baugenehmigung
14. 09. 2014 - Sonntagszeitung - Umstrittenes Bauvorhaben
13. 09. 2014 - NWZ - Grüne tief enttäuscht von Genehmigung
13. 09. 2014 - Kreiszeitung - Kampf gegen Maststall geht weiter
06. 04. 2014 - Sonntagszeitung - Öffentlicher Kontrolle entzogen
27. 03. 2014 - NWZ - Bündnis MUT attackiert erneut die Kreisverwaltung
23. 03. 2014 - Sonntagszeitung - Antrag längst nicht entschieden
10. 03. 2014 - Wildeshauser Zeitung - Kritik an Verfahren des Landkreises
31. 07. 2013 - Kreiszeitung - Dem ersten Antrag folgte ein zweiter
30. 07. 2013 - Kreiszeitung - Bündnis MUT kritisiert weitere Stallbauten
22. 03. 2013- Weser Kurier - Kampf um neue Mast-Ställe
19. 03. 2013 - Kreiszeitung - Wir müssen uns eine Kriegskasse einrichten
03. 02. 2013 - taz - Geschmäckle im Hühnerstall
07. 06. 2012 - NWZ - Stiller Protest am Naturschutzgebiet
02. 06. 2012 - Wildeshauser Zeitung - Gefährdet geplanter Maststall das FFH-Gebiet?